DIAPASON ist das französische Wort für "Stimmgabel" und wurde als Symbol für Forschung gewählt, die Studierenden bei der Feinabstimmung ihres Online-Lernens hilft. Das Projekt ist Teil des JGU Potentialbereichs PLATO (Positive Learning at Risk in the Age of Information). Mit DIAPASON wird ein Graduiertenkolleg implementiert, das sich aus ausgezeichneten Doktoranden zusammensetzt, die von dem multidisziplinären Team der PLATO Principal Investigators (PIs) betreut werden.
Im Verlauf des 21. Jahrhunderts ist Lernen mit Hilfe des Internets für den Studienerfolg unerlässlich geworden. Aktuelle Studien zeigen, dass Studierende das Internet neben den traditionellen Ressourcen wie Vorlesungsskripte und Lehrbücherzunehmend als Hauptinformationsquelle im Studium nutzen. Das Lernen in einer Online-Umgebung stellt die Studierenden vor besondere Herausforderungen, wie z. B. fehlende Anleitung, große Mengen an verschiedenen und teilweise verzerrten Informationen. In dieser höchst dynamischen medialen Umgebung werden die Studierenden mit mehr oder weniger verifizierten Inhalten von unbestimmter didaktischer Qualität konfrontiert. Neben Fakten können Internetquellen, insbesondere nicht-akademische Quellen (z.B. Online-Massenmedien und soziale Medien, Foren, Wikis), auch Fehlinformationen enthalten. Das Lernen der Studierenden kann dadurch sowohl positiv als auch negativ beeinflusst werden.
In der Forschung wurde die Verbreitung von Fehlinformationen durch Online-Quellen in den letzten Jahren durch Studien zur "Web-Glaubwürdigkeit", zum "Informationsvertrauen" und zur "Bewertung der Vertrauenswürdigkeit" vielfach problematisiert. Zudem gibt es Studien, die sich mit der qualitativen Analyse von fachbezogenen Inhalten und deren didaktischer Qualität beschäftigen, sowie mit den multimodalen Darstellungen und sprachlichen Anforderungen von Aufgaben, die die Testleistung von Studierenden beeinflussen - ohne jedoch einen spezifischen Fokus auf die Online-Lernumgebung zu legen. Die medienspezifischen Effekte und die Framing-Effekte von Online-Informationen auf das Mediennutzungsverhalten und mögliche Lerneffekte wurden auch in der Medienwissenschaft untersucht, allerdings ebenfalls ohne besonderen Bezug zum (Online-)Lernen im Hochschulbereich. Insgesamt gibt es nur vereinzelten Studien zu den (lernrelevanten) Eigenschaften von nicht-traditionellen Online-Lernressourcen und Online-Informationen und deren Verbindungen zum studentischen Lernen. Die aktuellste Forschungsreview aus dem Jahr 2020 zeigt ein erhebliches Forschungsdefizit zu den Merkmalen von Online-Informationen, die Studierende zum Lernen nutzen, und wie diese Merkmale das Lernen der Studierenden beeinflussen.
Das Minigraduiertenkolleg DIAPASON adressiert die aktuellen Forschungsdefizite und analysiert sowohl strukturell als auch semantisch die Online-Informationslandschaft, in der Studierende einen großen Teil ihres Fachwissens erwerben. Basierend auf unseren Vorstudien in PLATO (LINK), werden dabei besonders die medienspezifischen, linguistischen, narrativen, fachspezifischen und didaktischen Eigenschaften und Qualitäten der Online-Lernumgebung untersucht. Durch die Erfassung der spezifischen Merkmale von für Studium genutzten Online-Informationen, einschließlich deren Inhalt und Gestaltung, sowie die daran anschließende Analyse der schriftlichen Antworten der Studierenden zu Online-Aufgaben (Kurzaufsätze), identifiziert und analysiert das MGRK die Einflüsse der Informationslandschaft auf das Lernen der Studierenden.
In DIAPASON wird die Forschung zum fachbezogenen Lernen mit Hilfe des Internets in den Wirtschaftswissenschaften und der Medizin mit Disziplinen verknüpft, die sich eingehend mit den Merkmalen von Informationen befassen, d.h. mit der Linguistik, der Kommunikationswissenschaft und der Literaturwissenschaft. DIAPASON bietet sowohl einen idealen multidisziplinären integrativen Forschungsrahmen als auch ein hochqualifiziertes Umfeld für die exzellente Ausbildung von Doktoranden in allen beteiligten Disziplinen: Ihre wissenschaftlich höchst relevanten Dissertationen werden, indem mehrere qualitative und quantitative Analysen von textuellen Lernmaterialien aus einer gemeinsamen Datenbank miteinander verknüpft werden, in diesem interdisziplinären Rahmen verbunden und eingebettet. Durch das begleitende mehrstufige Trainings- und Mentoren-Konzept erhalten Sie fachbezogene, fachübergreifende und allgemeine akademische Qualifikationen und eine exzellente Vorbereitung auf zukünftige Karrieren innerhalb und außerhalb der Wissenschaft.
In den fünf Dissertationsprojekten untersuchen die Doktoranden die Eigenschaften von Online-Medien und -Informationen, die Studierende zum fachbezogenen Lernen nutzen. Alle beteiligten Forschenden nutzen den zuvor erstellten gemeinsamen Korpus von Online-Informationen zu ausgewählten Studienthemen der Wirtschaftswissenschaften und der Medizin. Sie analysieren die Informationsquellen und die Lernergebnisse der Studierenden qualitativ und quantitativ, um Merkmale der Online-Medien und -Informationen, die Studierende zum Lernen nutzen, zu identifizieren und zu klassifizieren. Die Analysen konzentrieren sich auf (a) sprachliche Merkmale und Textmuster, (b) medienspezifische und kommunikative Merkmale, (c) fachbezogene Inhalte und deren didaktische Qualität sowie (d) deren Rahmung und zugrundeliegende Narrative.